Ich mag das Wort Traumjob eigentlich gar nicht! Darin schwingt so vieles an Erwartungen, Vorstellungen und auch Träumen mit, dass ich manchmal am liebsten einen großen Bogen um dieses Wort machen möchte. Ich höre da oft die Erwartung, „wenn ich nur meinen Traumjob gefunden habe, dann ist mein Leben super“ heraus. Und das halte ich für wenig hilfreich, weil einfach die Ansprüche an den Traumjob (und das Traumleben) dann so hoch gegriffen sind. Dennoch nutze ich das Wort, weil man damit doch auch sehr viel erstrebenswertes ausdrücken kann.
Was heißt denn Traumjob?
Das Wort Traumjob klingt für viele Menschen sehr verlockend – aber was heißt das eigentlich? Wenn ich in meinen Workshops den Teilnehmenden diese Frage stelle („was bedeutet für dich beruflicher Erfolg?“), dann wird sehr schnell sehr deutlich, dass es DEN einen Traumjob gar nicht gibt, denn ein Traumjob bedeutet für unterschiedliche Menschen sehr unterschiedliches. Als Antworten nennen Menschen z.B. genügend Geld verdienen, gute Work-Life-Balance, nette Kolleg*innen, Karriere machen, …
Und auch wenn man sich repräsentative Umfragen aus den letzten 30 Jahren anschaut, hat sich in den letzten Jahren einiges dazu verändert. War es in den 90er Jahren z.B. noch recht klar umrissen, dass beruflicher Erfolg mit dem Hinaufklettern einer Karriereleiter gleichzusetzen war, so ist das heute überhaupt nicht mehr so eindeutig.
Es ist also schon allein gesellschaftlich gar nicht mehr so klar, was beruflicher Erfolg bedeutet, sondern das ist sehr individuell. Hierin liegt eine Herausforderung und gleichzeitig auch eine Chance, darüber schreibe ich später noch.
Viele Aspekte deines Jobs und deines Lebens kannst du nur bedingt beeinflussen
Ein anderer Aspekt, warum es deinen Traumjob nicht gibt, ist, dass wir vieles im Leben gar nicht kontrollieren können und du viele Umstände nicht in deiner Hand hast. Das Leben ist leider nun mal kein Ponyhof. Es gibt viele Dinge, die wir nicht oder nur ganz wenig beeinflussen können:
- Deine neue Chefin ist schwierig,
- der Kollege nervig und
- der Urlaub fällt wegen einer Coronadiagnose ins Wasser.
- Jemand in deinem nahen Umfeld wird ernsthaft krank oder
- dein Kleinkind entpuppt sich als besonders pflege- und aufmerksamkeitsbedürftig, sodass der Wiedereinstieg in den Beruf nicht so unproblematisch erfolgt, wie du es dir vorgestellt hast.
Es gibt viele Dinge, auf die wir Menschen keinen Einfluss haben. (Hier ein Link zu einem guten Buch zu diesem Thema von Oliver Burkeman: Four Thousand Weeks – Time management for mortals.) Das klingt jetzt zunächst sehr pessimistisch, doch so möchte ich gar nicht klingen. Für mich war diese Erkenntnis, dass ich viele Dinge nicht in der Hand habe und sie deshalb erst einmal akzeptieren muss, sehr hilfreich. Denn es hat mir geholfen, mich auf die Aspekte zu konzentrieren, die ich kontrollieren kann und das sind auch eine ganze Menge.
Wie finde ich dann nun einen Traumjob?
Wenn ich also weiß, dass ein Traumjob für jeden Menschen etwas anderes bedeutet und es viele Aspekte im Leben gibt, die ich gar nicht beeinflussen kann – kann ich mich von dem Druck befreien, den einen perfekten Job finden zu müssen.
Stattdessen kann ich anfangen mich auf eine Entdeckungsreise aufzumachen, zu dem was mir und in meiner Lebenssituation wichtig ist. Dabei hilft mir ein neugieriger „Anfängerblick“, den Designer so gerne haben. Es ist einfach die Haltung, dass ich weiß, dass ich noch nicht alles weiß und es noch viel zu entdecken gibt.
So kann ich mich fragen:
- was mache ich eigentlich sehr gerne?
- Welche Tätigkeiten liegen mir nicht so?
- Was ist mir wichtig im Leben?
- Welche Arbeitsumgebung tut mir gut?
- Was brauche ich und meine liebsten Menschen, dass es mir und uns in unserer momentanen Lebenssituation gut gehen kann?
- Es gibt seltene Situationen im Leben, in denen das leider ein zu hoher Anspruch ist, dann kann vielleicht die Frage nach „was macht die Situation erträglicher“ hilfreich sein.
Erste Anregungen zum Weiterarbeiten gibt es auch in meinem kostenfreien Workbook.
Die ersten kleinen Schritte
Wenn ich für mich Antworten auf diese Fragen gefunden habe, ist der nächste Schritt, diese Antworten einmal in der Realität zu testen: was kann ein praktischer, nächster kleiner Schritt sein, den ich in meinem momentanen Alltag gehen kann. Ich kann mich z.B. fragen, wenn ich festgestellt habe, dass mir ein Arbeitsprojekt so richtig viel Spaß gemacht hat, was genau es war, dass mir so viel Spaß gemacht hat und dann überlegen, wie ich diesen Aspekt weiterhin in meiner Arbeit leben kann.
Für mich war das vor ein paar Jahren der Aspekt meiner Arbeit als Personalerin mit Mitarbeitenden zu schauen, wo sie einen guten und passenden Platz für sich finden. So sind regelmäßig „Win-Win-Situationen“ entstanden: die Person war glücklich und hat für das Unternehmen gute Arbeit geleistet. Für mich das Highlight waren oft diese Momente der Selbsterkenntnis und wie sich neue Optionen gefunden haben. So habe ich angefangen, in kleinen Schritten zu testen, wie ich das noch ausbauen kann. Ich habe mir immer wieder Projekte auf der Arbeit gesucht, die diesen Aspekt beinhaltet haben und habe unter anderem Gespräche mit Coaches und Personalerinnen geführt und mir von deren Arbeit erzählen lassen. So bin ich dann Schritt für Schritt vorwärts gegangen und habe kleine Dinge in meinem Alltag und Job ausprobiert und verändert und irgendwann dann eine große Entscheidung getroffen: meinen damaligen Job zu kündigen und den Weg in die Selbständigkeit zu gehen.
Und das soll mich jetzt zum Traumjob führen?
Das klingt zunächst vielleicht mühsam und wenig vielversprechend und es ist ein Weg mit vielen Auf und Abs. Trotzdem ist genau dieser Prozess am Ende unglaublich zielführend, denn durch das viele Ausprobieren und schnelle Scheitern kommst du wirklich voran in Richtung Traumjob. Das dann losgelöst von allen unrealistischen Ansprüchen, aber dadurch für mich irgendwie wirklicher. Das berichten mir Klient*innen regelmäßig und ich selbst bin durch diesen Prozess meinem Traumjob übrigens auch echt nahegekommen!
Du möchtest erste Schritte hin zu deinem Traumjob gehen? Mein kostenfreies Workbook kann dir dabei helfen: https://www.annakeil.com/workbook/